Schokolade – je dunkler, desto besser fürs Herz

Schokolade mit hohem Kakaogehalt kann die Blutgefässe schützen

Sie ist verführerisch, verwöhnt den Gaumen, macht süchtig – und sorgt für Extrapfunde. Doch Schokolade soll auch gesund sein: Gegen Depressionen etwa soll sie helfen, Herzinfarkte verhindern, Glücksmomente herbeizaubern, Husten stillen, Migräne bekämpfen, Schmerzen lindern – und sogar aphrodisierend wirken.

Klar: Solche Verheissungen stammen meist aus PR-Abteilungen grosser Schokoladeproduzenten. Die Mars Corporation zum Beispiel vertreibt einen Schokoriegel, der «ein gesundes Herz fördert». Trotzdem sind Versprechungen wie diese nicht nur reine Marketing-Gags; sie basieren, zumindest teilweise, auf Erkenntnissen von Forschern an renommierten Universitäten.

Schokolade, das hat die Forschung in den letzten Jahren gezeigt, besteht nicht nur aus rund 50% Fetten, 50% Kohlehydraten und entsprechend vielen Kalorien; sie besitzt über 300 verschiedene Inhaltsstoffe, darunter viele biologisch aktive. Cannabis-ähnliche Substanzen zählen dazu, Stimulanzien (Kaffein, Theobromin) und Alkaloide, die das starke Verlangen nach Schokolade auslösen.

Vor allem aber weisen Kakao und (dunkle) Schokolade einen hohen Gehalt an Flavonoiden auf. Diese Verbindungen gehören zu einer Klasse von zellschützenden Substanzen, sogenannte Antioxidantien, die aggressive Sauerstoffverbindungen unschädlich machen. Flavonoide kommen auch in grünem Tee und Rotwein vor – und werden für den herzschützenden Effekt dieser Getränke verantwortlich gemacht.

Verbesserung des Blutflusses, Schutz vor Blutgerinnseln

Ein Forscherteam um Chang Young Lee von der Cornell University in Geneva, US-Bundesstaat New York, wollte es genauer wissen. Es verglich den Gehalt an Antioxidantien in einer Tasse heisser Schokolade, einer Tasse Grüntee, einer Tasse Schwarztee und einem Glas Rotwein. Und kam dabei zu einem überraschenden Resultat: Die heisse Schokolade hatte eine doppelt so hohe Konzentration an Antioxidantien wie Rotwein, zwei- bis dreimal so viel wie Grüntee und vier- bis fünfmal so viel wie Schwarztee.

Dass Schokolade mit viel Flavonoiden das Herz schützen kann, dafür mehrten sich in letzter Zeit die Hinweise. So berichtete ein Forscherteam um Roberto Corti von der Abteilung für Kardiologie am Universitätsspital Zürich, dass dunkle Schokolade den Blutfluss in den Arterien verbessert und die Gefahr von Blutgerinnseln reduziert. Italienische Forscher haben derweil Hinweise darauf gefunden, dass schwarze Schokolade, die besonders reich ist an Flavonoiden, auch den Blutdruck senken kann.

Da fragt sich der Konsument: Soll man nun Schokolade essen, um einen Herzinfarkt vorzubeugen? Wohl kaum. Denn man darf nicht vergessen, dass Schokolade äusserst kalorienreich ist: Eine 100-Gramm-Tafel enthält etwa 500 Kilokalorien. Und Übergewicht ist bekanntlich eine der Hauptursachen von Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen. Deshalb ganz auf (dunkle) Schokolade zu verzichten, wäre aber auch falsch.

Die meisten Flavonoide stecken im Kakaopulver. Weil dieses auch zucker- und fettarm ist, ist es das gesündeste Kakaoprodukt. Ansonsten gilt die Regel: Je mehr Kakao in der Schokolade (je dunkler sie ist), desto höher die Menge an Antioxidantien (und desto bitterer die Schoggi). So hat Kochschokolade etwa doppelt so viele Flavonoide wie Milchschokolade.

Nestlé tüftelt an fettarmer Schokolade

Zudem kann der Verarbeitungsprozess den Gehalt an Flavonoiden deutlich reduzieren. Diesen Prozess optimiert und auch sonst viel in die Flavonoid-Forschung investiert hat die Mars Corp. Sie vertreibt in US-Supermärkten unter dem Label «Cocoa Via» eine Linie von Schokoprodukten mit hohem Flavonoidgehalt, die gemäss Firma das Herz schützen sollen.

Auch Nestlé setzt auf die herzschützende Wirkung von dunkler Schokolade. In Australien vermarktet der Schweizer Nahrungsmittelmulti den Riegel «Nestlé Club» mit dem Slogan «reich an Antioxidantien». Noch mehr Flavonoide enthält laut Carl-Erik Hansen, der bei Nestlé die Schokoladenforschung koordiniert, allerdings die «Nestlé Noir Intense». Diese dunkle Schokolade mit einem Kakaogehalt von 74% ist auch bei uns erhältlich.

Eine Portion Skepsis ist bei all den Marketing-Versprechungen allerdings angebracht. So hat die Mars Corp. Früher auch schon zweifelhafte Forschung unterstützt und beispielsweise in den Neunzigerjahren behauptet, Schokolade seit gut für die Zähne. Mars hat sich damit blamiert.

Trotzdem: der Trend hin zur Schokolade als Health-Food-Produkt ist nicht aufzuhalten. Das zeigen auch die Anstrengungen von Herstellern wie Nestlé, die in ihren Labors eifrig an fett- und zuckerreduzierten Schokoladen tüftelt. In Zukunft will Nestlé eine kalorienarme (und gesündere) Schoggi auf den Markt bringen, Dies allerdings nur, wenn eine Voraussetzung erfüllt ist: «Sie muss gut schmecken.»


© Suuretaler Metzgli

zurück